Weg zum selbstständigen Softwareentwickler

  • Servus zusammen,
    durch eine glückliche Fügung habe ich vor kurzem mehrere Aufträge im Bereich der Webentwicklung erhalten.
    Bis jetzt habe ich das ganze bis jetzt immer in meiner Freizeit gemacht und überlege nun die Aufträge anzunehmen.
    Um das ganze rechtlich abzusichern, werde ich wohl ein Gewerbe anmelden müssen... :S


    Wollte deshalb fragen ob jmd von euch damit schon Erfahrungen gesammelt hat?


    Mit freundlichen Grüßen,
    Philipp

  • Als Webentwickler wärst du laut gängiger Meinung kein Freiberufler, musst demnach ein Gewerbe anmelden. In deinem Fall wird es vermutlich ein Kleingewerbe sein.
    Kleingewerbe gründen: was Kleingewerbetreibende beachten müssen


    Wichtig zu wissen ist dabei folgendes:
    a) Haftung: Du haftest als Einzelunternehmer mit deinem privaten Vermögen in voller Höhe. D.h. verkackst du einen Auftrag und die Haftung wurde im darunterliegenden Werkvertrag nicht begrenzt bist du ganz schön im Arsch. Du bist dann nämlich nicht nur für die Mängel am Auftragsgegenstand sondern auch für Gewinneinbußen, weitere Kosten durch Mangelbehebung etc. haftbar. Das kann schnell richtig ins Geld gehen. Des Weiteren bist du natürlich haftbar für das, was du programmierst. Soll heißen: Wenn durch deine Software ein Schaden von 1 Million Euro entsteht bist du dafür haftbar und kannst die Taschen leeren.
    b) Steuererklärung etc. musst du auch für den Kleingewerbe machen. Steigt dein Umsatz auf einen gewissen Wert musst du entsprechend mehr machen.
    c) Krankenversicherung:
    i. Du bist Arbeitnehmer: Dann ändert sich in diesem Bereich eher weniger wenn das Gewerbe nur eine Nebentätigkeit ist.
    ii. Du bist Selbstständig: Dadurch musst du dich auch versichern. Entweder freiwillig gesetzlich oder privat. Privat wird dann deutlich günstiger sein. Dir sollte aber bewusst sein, dass die PKV teurer wird mit steigendem Alter, dass du, falls du nicht aufpasst, eine Selbstbeteiligung hast und zu guter letzt, dass du nicht so einfach wieder in die gesetzliche KV zurückwechseln kannst.
    iii. Du bist Schüler, Student, etc. und bist noch über deine Eltern versichert darfst du nicht über einen Gesamtbetrag beim regelmäßigen Einkommen kommen sonst fällst du in Kategorie i. oder ii.
    iv. Du bist Schüler, Student, etc. und bist vergünstigt versichert: du darfst nicht über einen Gesamtbetrag beim regelmäßigen Einkommen kommen und maximal 20h/Woche arbeiten sonst entfällt die Vergünstigung und wir sind bei i. oder ii.


    Den besten Tipp den man dir geben kann: Besuch zuerst Gründerseminare.

  • Auch bei der 1€ GmbH müssen entsprechende Rücklagen aus dem Jahresüberschuss gebildet werden und das jedes Jahr bis 25.000€ "angespart" wurden. Das ist damit das Stammkapital.


    Es ist bei der UG (umgangssprachlich auch 1€ GmbH) aber nicht empfehlenswert wirklich mit einem Euro Startkapital zu gründen. Damit gilt man buchhalterisch relativ schnell als verschuldet und könnte der Insolvenzverschleppung bezichtigt werden. Ganz ganz böse. Außerdem sind dort deutlich mehr Formalitäten einzuhalten im Vergleich zum Einzelunternehmen.

  • Danke erstmal für die hilfreichen Antworten. Ich bin noch Schüler und würde das Kleingewerbe nur zum Nebenverdienst nutzen.


    In wie fern kann ich mich mit einem Werkvertrag, bezogen auf die Haftung, absichern? Ist es möglich das ich durch Haftungsausschlüsse von möglichen Kosten verschont bleibe?

  • Nach wie vor wird kein Unternehmen mit Verstand etwas annehmen, was die Haftung komplett ausgrenzt. Schließlich müsste dann im Falle einer Sicherheitslücke das Unternehmen in vollem Umfang haften, auch dann wenn es grob fahrlässig implementiert wurde. Da sich Unternehmen aber sehr gerne absichern wird sowas mit angrenzender Sicherheit nicht unterschrieben und der nächst beste auf dem Markt der Softwareentwickler beauftragt, der die Haftung zumindest teilweise übernimmt.


    Wie teuer soll denn z.B. eine Website deiner Meinung nach sein, wenn du in vollem Umfang für Fehler haftest?
    1000€? 10000€? 1mio€? 1mrd€?


    Es gibt schon Gründe warum in Softwareunternehmen entweder Rechtsanwälte Verträge schreiben bzw. eine Vertragsvorlage absegnen. Die wissen was im Bereich eingeschränkt werden kann und wie man das rechtssicher formuliert.


    Das soll jetzt kein Grund sein die Selbstständigkeit in den Wind zu schießen, man sollte sich nur die Haftungsfrage im Hinterkopf behalten. Das tritt ja z.B. auch dann ein wenn man Misswirtschaftet und dadurch in die Insolvenz kommt. Dann wird bei einem Einzelunternehmer entsprechend Privatvermögen gepfändet in Höhe der Schulden bei den Gläubigern plus Gerichtsvollzieherkosten und und und. Da ist man dann schnell nicht nur mit dem Unternehmen in der Insolvenz sondern privat auch. ;)

  • Beim Haftungsausschluss geht es mir mehr darum, das ich nicht drauflege wenn jmd bei denen irgendwas verhaut, oder auf deren Seiten irgendein Hardwareseitiges Problem besteht.
    Meiner Software, würde ich im jetzigen Zustand eigentlich keine grob-fahrlässigen Fehler mehr zutrauen die für den Auftraggeber zur Problematik werden könnte.

  • Wenn irgendwas beim Käufer verkackt ist das nicht dein Problem als Verkäufer.
    Dein Problem als Verkäufer ist es, wenn z.B. bei deiner Webanwendung eine Sicherheitslücke gefunden wurde und damit Datensätze in die Hände Dritter gelangen.
    Dann wärst du haftbar für den Gewinnausfall bis zur Behebung der Lücke, die Behebung selbst, Imageverlust und den entstandenen Schaden.


    Die Auswirkungen kannst du dir sicherlich vorstellen. :P

  • Hello!


    Ich spreche da aus eigener Erfahrung, wenn ich dir sage, dass der Weg in die Selbständigkeit mitunter ein ziemlich harter und steiniger sein könnte. Allerdings gibt es dabei zu beachten, dass du dir einen genauen Plan machen solltest, damit dein Traum dann nicht nach kürzester Zeit wieder platzt.


    Vor allem was die Finanzen betrifft, braucht man da schon einen ganz genauen Plan. Falls du auf zusätzliches Kapital von Außen angewiesen bist, würde ich dir den Tipp geben dich auf http://www.aktiengesellschaft-…r-den-unternehmenskredit/ bezüglich einem günstigen Unternehmenskredit zu informieren. Gerade der private Kreditvermittler bietet dir hier wirklich sehr gute Konditionen und eine unkomplizierte Abwicklung.

  • Also ich habe mich im Sommer 2016 als Ankündigungsunternehmer Selbstständig gemacht. Ich biete in der Branche (Österreich; keine Ahnung, wie das in Deutschland oder der Schweiz gehandhabt wird) Webdesign, Werbung, Marketing, u.A. an.
    In Österreich gibt es viele Möglichkeiten sich darüber zu informieren. Da ich eine wirtschaftliche Ausbildung absolviere, habe ich mich mit den Rechtsformen und den wichtigsten Grundlagen einer Gründung ausgekannt.
    Ich bin es folgender Maßen angegangen:

    • Bei der Wirtschaftskammer Infos eingeholt
    • Über Risiken und sonstige "Unannehmlichkeiten" recherchiert
    • Informationen über Förderungen vom Staat/Organisationen eingeholt
    • Eine Fixkostenauflistung pro Jahr erstellt (Was ist unbedingt notwendig zu zahlen; z.B. Server, Telefon, Internet, kosten für Gründung, usw.)
    • Businessplan erstellt
    • Eine genaue Kostenanalyse betrieben (inkl. Ein- Ausgabenrechnung)
    • Mich für die Gründung eines Einzelunternehmens entschieden

    Ich bereue meine Entscheidung nicht, man muss jedoch bedenken, dass man nach der Schule (bei mir) noch etwas arbeiten muss und die Ausbildung sollte nicht darunter leiden.
    Weiters muss man sich im Klaren sein, dass man eine enorme Verantwortung übernimmt.


    Liebe Grüßen
    BigFoot

  • Das Thema ist etwas älter, aber dennoch antworte ich mal darauf, falls die Frage immer noch bei dir oder anderen gegenwärtig ist.


    Die Entscheidung im Nebengewerbe als Kleinunternehmer zu gründen, ist in deinem Fall die richtige Entscheidung. Aus Haftungsgründen eine UG zu gründen, würde ich erstmal abraten, vor allen wenn einem das kaufmännische Background fehlt. Der Verwaltungsaufwand, als auch sonstige Vorschriften sind bei einer UG (sind identisch mit den der GmbH) wesentlich umfangreicher als bei einem Kleinunternehmen. Auch bist du bei der UG finanziell etwas eingeschränkter, da es vorgeschrieben ist das du 25% deines Gewinns einbehalten muss, damit man im späteren Verlauf aus der UG beim erreichen der Mindestkapitaleinlage von 25.000 € eine GmbH gründen kannst. Die UG genießt im übrigen, aufgrund der geringen Haftung, nicht unbedingt bei jedem Unternehmer einen guten Ruf.


    Es wurde hier zurecht angesprochen, dass du als Webentwickler gerügt werden kannst bei einer eventuellen Sicherheitslücke und für den Schaden aufkommen musst. Dieses Risiko ist allgegenwärtig. Den Finanziellenschaden kannst du aber durchaus abfedern in dem du eine berufliche Haftpflichtversicherung abschließt, speziell für Unternehmer in der IT-Branche gibt es da unzählige Angebote - vergleichen lohnt sich. Die Kosten hierfür sind auch relativ überschaubar und man punktet erfahrungsgemäß besser beim Kunden.


    Die IHK aber auch Hochschulen/Universitäten bieten oftmals kostenlose Seminare in Bezug auf die Existenzgründung an, ein besuch solch einer Veranstaltung schadet definitiv nicht. Ebenfalls sollte man sich auch bei einem Kleinunternehmen die formellen Grundlagen der BWL aneignen.


    Solange du Vollzeit Schüler/Student bist und dein Gewerbe ein Nebengewerbe bleibt, genießt du den Vorzug das du noch bis 25 die Vorzüge der Familienversicherung. Es gibt allerdings gewisse Freibeträge, ab einer gewissen höhe deiner Einnahmen musst du allerdings Beiträge an die Krankenkasse abführen. Leider habe ich die genauen Zahlen nicht mehr im Kopf, am besten fragt man hier bei der jeweiligen Krankenkasse nach.


    Solange du noch unter 25 bist und dich in deiner (erst) Ausbildung befindest, besteht weiterhin auch ein Anspruch auf das Kindergeld.



    Und nun das interessanteste, wie hast du dich denn mittlerweile entschieden?

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